Zwei Pfarrer ein Pastorat

9 Zwei Pfarrer – ein Pastorat Das ist eine „geschönte“ Umschreibung des Umstandes, dass zwei Geistliche, die konträr zueinander stehen, unfreiwillig unter einem Dach leben. Ein giftiger Cocktail aus negativer Bewertung, Vorverurteilung, Intoleranz, Machtanspruch und Pfründensicherung prägt die Zeit. Die Konfessionen streiten um die Vorherrschaft. Die bei- den Haupt-Protagonisten, der katholische Pfarrer Jakob Kleefisch und der reformierte Wilhelm Scriverius, letzterer samt Frau und acht Kindern, leben unter diesem Damo- klesschwert Tag für Tag, Woche für Woche, Jahr für Jahr in einer unfreiwilligen WG. Es ist ein erzwungenes Zusammenleben aufgrund von äußerem politischem Machtstreben. Die Reformation spaltet die bisherige Einheit Wir springen zeitlich ein wenig zurück, um zu verstehen, wieso das Pfarrhaus zwischen den Konfessionen zu einem Zankapfel werden konnte. Mit Luthers Thesen von 1517 stürzt die katholisch-päpstliche Kirche in eine tiefe Krise. Die Reformation spaltet die bisherige Einheit der Kirche und somit auch die Einheit des Reiches. Viele Fürsten und Landesherren schließen sich der protes- tantischen Glaubensrichtung an. So auch die Grafen von Bentheim-Tecklenburg, die durch Erbe nach dem Tod des einzigen männlichen Nachkommen Wilhelm von Wevelinghoven schon im Jahr 1446 in den Besitz der Herrschaft gelangten. Allerdings hatten die Herren von Wevelinghoven bereits 1354 ihre uneingeschränkte Macht abgegeben. Die Herrschaft war Kurköln als Lehen übertragen worden. Denn durch die Grenzlage zu Jülich-Kleve-Berg hatte der Ort Wevelinghoven eine wichtige strategische Bedeutung und brauchte Schutz. Damit verlor Wevelinghoven in Teilen die politische Un- abhängigkeit und die uneingeschränkte Souveränität.

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