Zwei Pfarrer ein Pastorat
16 Zwei Pfarrer – ein Pastorat che, die Architektur und Kunst umfassend verändert. Der neue Zeitgeist ist auch in Wevelinghoven zu spüren. Das Pfarrhaus, unser „Altes Pastorat“, wird nach der Zerstörung 1648 in neuem Glanz errichtet. Der wertvolle Baustoff Backstein verspricht Langlebigkeit. Das groß- zügige Gebäude erhält einen eleganten, geschwungenen Giebel. Ein Kamin mit Muschelornamentik entspricht Das Traumhaus ist fertig dem modernsten und angesagtesten Stil der Epoche, die durch üppige Prachtentfaltung geprägt ist. Der Schluss- stein am Kaminsims trägt die Jahreszahl 1653. Das re- präsentative Haus – heute würde man vielleicht sagen: das „Traumhaus“– ist fertig. Es stellt sich nun die Frage, welche der beiden konfessionellen Parteien das Haus und die benachbarte Kirche nutzen darf. Das ist eigent- lich bereits durch eine Festlegung entschieden. Nach zähen Verhandlungen einigten sich die katholischen und protestantischen Reichsstände im Westfälischen Frieden 1648 darauf, die alte Regelung des Augsburger Religions- friedens von 1555 aufzuheben: Die Untertanen sollten nicht mehr ihrem Landesherrn beim Konfessionswechsel folgen müssen, sondern der Zustand vom 1. Januar 1624, das „Normaljahr“ zwischen dem ersten und zweiten Kriegsabschnitt, wurde für die Konfessionsverteilung festgeschrieben. Ein Bischof, Abt oder Pfarrherr, der für diesen Zeitpunkt einen Besitz nachweisen konnte, bekam ihn bestätigt. Zurückgehend auf dieses Datum wird der Besitz von Kirche und Pfarrhaus nun den Reformierten zugesprochen. Und hier beginnt die Geschichte, die schnell konfliktbe- laden wird. 1649 kommt der reformierte Wilhelm Scri- verius im Alter von ca. 29 Jahren nach Wevelinghoven.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NjE5Njc=