Pastorat - Ausgabe Nr.18
25 Pastorat 11.2019 FREUDE UND UNTERHALTUNG Lea wollte ihrer Oma Friedel in diesem Jahr ein tolles Geschenk zu Weihnachten machen. Wertvoll sollte es sein. Etwas, was Oma Friedel sich von Herzen wünschte. Etwas, über das sie sich sehr freuen würde. Lea hatte auch schon eine Idee. Im Schrank standen vier Weingläser. „Es waren mal sechs Stück“, sagte Oma manch- mal melancholisch, „zwei sind mir im letzten Jahr beim Umräumen kaputt gegangen.“ Lea spürte, dass Oma diese Gläser mit dem „schönen Design“, wie sie oft sagte, sehr mochte. Opa hatte sie ihr vor langer Zeit einmal zum Hoch- zeitstag geschenkt. Natürlich wusste Lea, dass es diese Gläser nicht umsonst geben würde. Sie hatte lange gespart. Leider nicht genug. Es fehlten genau zwei Euro für die beiden Weingläser. Die Tage bis Weihnachten vergingen wie im Flug. Obwohl das Geld nicht reichen würde, fasste Lea einen Plan. Sie machte sich eilig auf den Weg zum gutsortierten Porzellanladen Bolz. „Hier gibt es alles, was das Herz begehrt“, meinte Oma jedes Mal, wenn sie zusammen am Schau- fenster vorbeigingen. Lea war sich sicher, dass man ihr bei Bolz weiterhelfen würde. „Guten Tag kleine Dame,“ sagte die Verkäuferin, „was kann ich für dich tun?“ Lea war ein wenig schüchtern und erst wusste sie nicht so richtig, wie sie die Gläser beschreiben sollte. Dann fiel ihr ein, dass die Verkäuferin in Omas Nachbarschaft lebte. „Ich möchte gerne zwei Weingläser, so welche, wie meine Oma im Schrank hat,“ sagte Lea selbstbewusst. Die Verkäuferin schaute sie verschmitzt an: „Du meinst die schönen Wein- gläser von Oma Friedel?“ „Ja, die mit dem schönen Design“, freute sich Lea. „Ich schaue mal im Lager, ob wir diese vor- rätig haben“, sagte die Verkäuferin und eilte davon. Nach fünf Minuten kam sie mit zwei Gläsern zurück. Sie gingen zur Kasse und Lea schob der jungen Frau 5 Euro und zwei Muscheln über den Tresen. Diese waren vom Sommer- urlaub an der Nordsee, sie hatte die schönsten ausgesucht. Leas Knie zitterten ein wenig, sie blickte zu Boden und schaffte es nicht dem Blick der Verkäuferin standzuhalten. Da hörte sie es rascheln. Die junge Frau wickelte die Gläser in schönes Geschenkpapier und legte sie griffbereit auf die Theke. Lea nahm sie zaghaft und gerade als sie sich umdrehen wollte, um zu gehen, hörte sie: „Du hast etwas vergessen!“ Die Verkäuferin schob ihr lächelnd 50 Cent über den Ladentisch. „Dein Wechselgeld.“ Von Kerstin Buchholz
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