Pastorat - Ausgabe Nr.18
17 Pastorat 11.2019 evelinghoven wird gemeinhin als die „Garten- stadt“ bezeichnet und besungen. In den zweiein- halb Jahren, die ich nun hier als Pfarrer tätig bin, hat sich mir das ehrlich gesagt nicht erschlossen. Ich liebe an Wevelinghoven einen ganz anderen Aspekt, den ich für unverwechselbar, erhaltens- wert, aber leider inzwischen auch für gefährdet halte: Das ungewöhnlich lange Straßendorf ent- lang des Bend, bestehend aus zwei Straßenzügen, die mit der katholischen und der evangelischen Kirche gleichsam zwei Brennpunkte haben. Ver- folgt man den näher zur Erft gelegenen Straßen- zug, ergibt sich von der Krumm über Obermühle, Burg- und Unterstraße, Am Wehr bis zum Ende der Römerstraße eine mehr oder weniger geschlos- sene alte Bebauung von annährend vier Kilome- tern Länge. Das ist im Rheinland völlig außerge- wöhnlich, lediglich Schleithal im Elsass, das sich auch offiziell als „längstes Dorf“ bezeichnet, ist ein kleines Stück länger. Der zweite Straßenzug, W Von Meik Schirpenbach GESCHICHTE UND GESCHICHTEN Vom Römer-End bis zur Krumm bestehend aus Ober- und Poststraße ist nicht so lang, weist aber die repräsentativeren Gebäude auf. Ein ähnliches Phänomen zeigt uns der Haupt- straßenzug von Kapellen bis in die Gilverath, allerdings ist das ganze dort viel kürzer. Wir können davon ausgehen, dass diese Urstruktur Wevelinghovens seit der Besiedlung des jetzigen Ortes in fränkischer Zeit (ab dem 7. Jh.) so besteht. Man schonte das fruchtbare Ackerland der Gilbach und siedelte entlang der Geländekante des Bend, wo sich die Weiden be- fanden. Die Struktur spricht für ein groß ange- legtes Gemeinschaftsprojekt, in das sich jeder auf eine individuelle Weise einfügte. Wenn wir heute Gemein- und Bürgersinn beschwören, hat das hier seine Ursprünge. Diese Dorfgemeinschaft war eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft. Man suchte die Nähe des Nachbarn, baute Haus an Haus bzw. Hof an Hof, auch da, wo es deutlich
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NjE5Njc=