Pastorat - Ausgabe Nr.18
13 Pastorat 11.2019 ERHALTEN UND NEU GESTALTEN Diplom-Restauratorin Karen Keller aus Köln ist eine bundesweit gefragte Expertin. Hier arbeitet sie mit dem Skalpell am Kaminsims im Pastorat. grobschlächtig vorkommen. Fehlte den Ausfüh- renden der Sinn für das Schöne? War die schöne Arbeit in ihren Augen einfach „unmoderner, al- ter Kram“ und noch nicht alt genug, um wertge- schätzt zu werden – oder stand schlichtweg die Frage im Vordergrund: Wem nutzt die Kunst, wenn es kalt ist? Besagtes Medaillon muss auch den Bewoh- nern um das Jahr 1900 herum reizvoll er- schienen sein. Denn zu dieser Zeit wurde ein damals typisches Stillleben hineingemalt. Die Restauratorinnen legten vorsichtig Fragmente eines geflochtenen Obstkorbes frei, gefüllt mit blau-violetten Pflaumen und anderen Früch- ten. „Während der Arbeit“, sagt Karen Keller, „denken wir schon viel darüber nach, wie sich die Leute wohl gefühlt haben zur jeweiligen Epoche, die wir gerade bearbeiten. Wie haben sie gelebt? Was wurde hier besprochen? Wie war der Raum wohl ansonsten eingerichtet?“ Es bleibt offen, welche Möbel im Zimmer stan-
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