Pastorat - Ausgabe Nr.16

17 Pastorat 04.2019 er Legende nach kehrte im Jahr 1050 n. Chr. die Äbtissin des Neusser Benediktinerklosters, Gepa, von einer Wallfahrt aus Rom zurück. Im Gepäck die Gebeine des hl. Quirinus. Ein großer Glücksfall für Neuss. Denn für die damalige Zeit waren Reliquien Magnete, die Gläubige in Mas- sen anzogen. Die Wallfahrtsorte erlangten eine überregional große Bekanntheit. Eine Wirkung, welche sich heutige Stadtmarketingexperten in diesem Ausmaß wohl nur erträumen können. Erstaunlich, denn das erreichte die Äbtissin Gepa in einer Zeit, in der Frauen in der Geschichts- schreibung wenig bis keine Notiz fanden. So gibt es auch über sie nicht viele Quellen. Wer war also diese außergewöhnliche Frau? Sie muss mutig und tatkräftig gewesen sein, denn schon die Reise nach Rom war gefahrvoll und strapa- ziös. Eine große Vorstellungskraft wird sie befä- higt haben, ihre Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Sicherlich war es von großem Vorteil, dass sie die Schwester von Papst Leo IX. war. D Von Kerstin Buchholz GESCHICHTE UND GESCHICHTEN St. Quirinus und die starken Frauen Denn dieser Umstand bot ihr den mächtigen Schutz und die Unterstützung, die sie als Frau für ihre Mission benötigte. Eine ausgeprägte Fähig- keit zu wirtschaftlichem Denken und Handeln wird Gepa in ihrer verantwortlichen Position als Äbtissin ebenfalls besessen haben. Denn für das Überleben ihres Ordens war ein starkes, finan- zielles Fundament unerlässlich. So ist beispiels- weise bekannt, dass sie in Neuss über 80 Häu- ser aus Schenkungen besaß. Ebenso hatte sie die Rechte des sogenannten „Grutmonopols“ für die Bierherstellung. Der große Pilgerstrom zum hl. Quirinus sorgte darüber hinaus für eine stetige Einnahmequelle. Der heilige Quirinus Quirinus war ein römischer Tribun (militä- rischer Funktionsträger), der den Auftrag hatte den inhaftierten Papst Alexander I. zu bewachen. Der Legende nach sorgte die Begegnung mit ihm

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