Pastorat - Ausgabe Nr.15
17 Pastorat 11.2018 er uralte Brauch stammt wahrscheinlich von Isra- eliten, die in der Wüste lebten. Angehörige und Freunde brachten Steine zur Bestattung mit. Der Steinhaufen markierte die Grabstelle und schützte das Grab. Dies ist in der jüdischen Tra- dition bis heute von großer Bedeutung. Denn die Totenruhe muss ungestört bleiben. „Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte“ Steine können uns vieles erzählen. So lesen wir auf den 39 Grabsteinen, des um 1868 angeleg- ten Friedhofes am Ortsausgang von Wevelingho- ven, die Namen der jüdischen Gemeindemitglie- der, wie beispielsweise Kaufmann, Katz, Vosen, Marx, Wihl und Löwenstein. Oft bestanden ver- wandtschaftliche Beziehungen. Jeder Einzelne steht für eine individuelle Lebensgeschichte und gleichzeitig für seine Geschichte innerhalb der D Von Kerstin Buchholz GESCHICHTE UND GESCHICHTEN Wenn die Steine reden. jüdischen Gemeinde. Das bewusste Leben im jü- dischen Glauben – mit Ritualen und Traditio- nen - hatte einen identitätsstiftenden Wert für diese oft sehr kleinen Gemeinschaften. Ebenso wie die Bewahrung der hebräischen Schrift, die auf vielen Grabsteinen zu finden ist und eine Verbindung zur Herkunft schafft. Die christli- che Kultur wurde von dieser Herkunft und dem jüdischen Glauben stark geprägt. Welche gemeinsame Kultur verbindet Chris- ten und Juden? Das Christentum ist aus dem Judentum erwachsen. Jesus Christus ist in der jüdischen Tradition aufgewachsen. Er zitierte das Alte Testament und erneuerte zugleich das jü- dische Erbe. Aus dem Judentum haben die Chris- ten, wie auch die Muslime, den Glauben an den „einen Gott“ übernommen. Der biblische Monotheismus basiert darauf, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Die Vorstellung von der „Gottesebenbildlichkeit“ des Menschen ist ein (Heinrich Heine)
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