Pastorat - Ausgabe Nr.12

23 Pastorat 12.2017 GLÜCKSORTE UND KRAFTQUELLEN „Christus zerbricht das Gewehr“. Der Holz- schnitt aus dem Jahr 1950 von Otto Pankok wurde zum Symbol christlicher Friedens- bewegungen. Es ist ein Ort der Stille, der Gastfreundschaft, ein Garten Eden der Begegnung: Haus Esselt nahe Hünxe ist authen- tisch und unaufgeregt – trotz seines kulturellen Schat- zes inmitten der Natur. Die ungefähr 12.000 Werke, der umfangreiche Nach- lass des Meisters der Druckgrafik, des wohl bekanntesten deutschen Zeichners und Bildhauers des expressiven Realis- mus sind es nicht, die auf den ersten Blick beeindrucken. Es sind die Sonnenstrahlen, die durch die Blätter der Bäume fallen, das Rauschen der Issel, das Krähen des Hahns, der Charme des denkmalgeschützten Wohnhauses mit seinen Fensterläden und Steinböden. Umgeben von Feldern, direkt am Fluss liegt das ehemalige Gut Esselt im Norden der Gemeinde Hünxe. Spontan und ohne Besichtigung kaufte Otto Pankok 1958, zu Beginn seiner Pensionierung, das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert. Hier fand der Künstler und Mensch Pankok den Frieden, für den er ein Leben lang gekämpft hat. Hier entstand das umfangreiche Spätwerk des ehemaligen Professors der Kunstakademie Düsseldorf, des radikalen Künstlers der modernen Malerei. Nirgends sonst kommt man seinem Werk, dem Leben der Familie so nah wie im Haus Esselt. Dieser Ort ist Sinnbild für Mensch- lichkeit, Toleranz und Humanität, für einen respektvollen Umgang mit Tieren und Landschaft. Im ersten Stock riecht es nach Farbe, Terpentin und Holz: Hier fertigt Drucker Klaus Ladda, der mit 15 Jahren dieses Handwerk beim Meister des Hauses gelernt hat, noch heute Drucke mit den Holzstöcken Otto Pankoks und nach seinem Vorbild. Durch ein großes Fenster der Werk- statt geht der Blick direkt ins Grüne, in den nahen Wald. Nebenan hängt Pankoks am weitesten verbreitetes Werk: „Christus zerbricht das Gewehr“. Der Holzschnitt von 1950 ist zum Symbol der christlichen Friedensbewegung gewor- den, eine Aufforderung zum Pazifismus. In Pankoks Kunst wie in seinem Leben ging es um Wahrhaftigkeit. Seine Bot- schaft und Haltung wird hier, wie in der angrenzenden frü- heren Scheune, dem Otto-Pankok-Museum, gelebt. Herzlich und offen wird jeder empfangen: Das Wohn- haus ist bewusst in das Besuchsangebot eingebunden, die gelebte Gastfreundschaft der Künstlerfamilie wird von einem großen Team von Freiwilligen, die sich in der Otto- Pankok-Stiftung und -Gesellschaft engagieren und für den Erhalt der Kunst-Oase einsetzen, weiter getragen. Im Haus Esselt ist fast alles so geblieben, wie es zu Otto und Hulda Pankoks Lebzeiten war. Auch Tochter Eva, die Anfang 2016 verstarb, wünschte sich, dass im Inneren weiter gelebt wird, dass das Leben der Familie lebendig bleibt. Willkommen sind bereits seit vielen Jahren besonders Kinder und Ju- gendliche. Im Museum und im angrenzenden Wald lernen sie das Zeichnen mit Kohle, das Drucken oder Modellieren nach Otto Pankok kennen. Hautnah und spielerisch erleben sie seine humanitäre Haltung und Liebe zur Natur. Wer einmal dort war, kommt immer wieder und spürt den besonderen Geist dieses Ortes.

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