Pastorat - Ausgabe Nr.12

21 Pastorat 12.2017 „Ich weiß das noch ganz genau“, erinnert sich Isabelle Motzek- Pitrella, „als Familie Haidari in der damals provisorisch als Not- unterkunft genutzten Wevelinghovener Turnhalle ankam, war es bitterkalt. Ich folgte meinem spontanen Impuls und brachte ein paar Decken hin. Die Eltern und ihre vier Kinder waren mir direkt sympathisch, da stimmte einfach die Chemie.“ Mit Händen und Füßen hat man sich zunächst verstän- digt. So kam Ali auch zu den Badelatschen Größe 41. „Die hab ich noch heute. Ich wollte in der Unterkunft einfach nicht mit nackten Füßen herumlaufen“, lacht er. Dieser erste Kontakt ist nun zwei Jahre her. Für Isabelle Motzek- Pitrella war das die Initialzündung, sich fortan regelmäßig im Netzwerk Flüchtlingshilfe Grevenbroich zu engagieren, „weil ich als Kind gelernt habe, gastfreundlich zu sein. Und weil es einfach gemacht werden muss“. Diese Hilfe läuft u.a. in den Patenteams, die es in jedem Stadtteil gibt, und zentral im „working space“ am Ostwall, ins Leben geru- fen von der Initiative „Recht auf Spiel“. Ihre ganze Familie packt mit an, begleitet Behördengänge, lernt neugierig dazu, wenn die Gäste von ihrer Weltsicht und der Kultur ihrer Heimat erzählen. Isabell Motzek-Pitrella erlebt dies als Bereicherung und Begegnungen auf Augenhöhe. „Unsere Gesellschaft kann stolz sein auf die Ehren- amtlichen, die sich – wie hier bei uns im Lernraum – enga- gieren.“ Ohne deren Einsatz kann sich die 44jährige Mutter zweier Kinder gelingende Integration gar nicht vorstellen. Zum Glück sind viele Helfer da und unterstützen Menschen, die bei uns Fuß fassen möchten. Die Gäste kommen gerne. Sie können je nach Alter in den Räumen des Treffpunkts spielen, sich treffen und austauschen, die Sprache lernen, die Hausaufgabenhilfe besuchen, Computer und die Biblio- thek nutzen. Täglich gibt es am Ostwall 16 in Grevenbroich entsprechende Angebote. Und auch die Möglichkeit, ein- fach ganz in Ruhe zu arbeiten, was in den Gemeinschafts- unterkünften so zumeist nicht möglich ist. Unterwegs in ein normales Leben… Familie Haidari hat bereits eine große Strecke zurückgelegt, um Krieg und Angst gegen Frieden und Sicherheit zu tauschen. Von Kundus in Afghanistan ging die Flucht u.a. über Pakistan, den Iran, die Türkei, Serbien, Slowenien, Österreich... bis schließlich nach Emmerich und dann in den Rhein-Kreis Neuss. Auch hier gab es mehrere Umzüge, doch nun sind die Eheleute und ihre vier Kinder in einem Haus in Neuenhausen angekommen, FREUNDSCHAFT UND INTEGRATION und dies ist nicht nur räumlich zu verstehen. Sie haben guten Kontakt zu den Nachbarn, die Kids besuchen Grevenbroicher Schulen und Sportvereine, sprechen bereits hervorragend deutsch, träumen von einem guten Ausbildungsplatz und haben viele Freunde. „Hier werden wir nicht verfolgt und können ruhig schlafen“, sagt Frau Haidari und ihre Augen strahlen dabei. Ihr Mann ergänzt „wir wünschen uns, dass unsere Kinder eine gute Zukunft haben, dass wir alle gute Arbeit finden und weiter hier leben können.“ Isabell Motzek mit Freunden und Mitgliedern der Familie Haidari.

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