Pastorat - Ausgabe Nr.11
18 Pastorat 08.2017 ACKERBAU UND VIEHZUCHT Von Birgit Wilms Ernte. Danke! Ich versuche, ein geschlossenes System zu fahren, was die Energie- und ande- ren Kreisläufe angeht. Seit zwölf Jahren produziere ich gentechnikfreie Milch für Landliebe. Das bedeutet, ich darf bei- spielsweise keinen Sojaschrot verfüt- tern. Also baue ich Eiweißfutter in Form von Lupinen und Bohnen selbst an. Das schmeckt meinen Tieren. Sie können nur Höchstleistungen bringen, wenn es ihnen gut geht und sie sich wohlfühlen. Sind die Kühe nicht auf der Weide, ste- hen sie im Stall auf Tiefstreu, produzie- ren also jede Menge Mist. Aber darauf freut sich schon mein Rübenacker und die Humusbilanz mit dem hohen Stroh- anteil stimmt – anders als bei Landwir- ten, die reine Gülle auftragen. Und wie bringen Sie Naturwohl und Ertrag auf den Feldern in Einklang? Letztens hatten wir zum Beispiel große Herr Korbmacher, wie ist ihr Hof in Wevelinghoven aufgestellt? Ichleiteeinentypischmittelständischen Familienbetrieb mit 45 Milchkühen, 24 Hektar Grünland, 100 Hektar Ackerbau auf überwiegend Pachtflächen. Je zu ei- nem Drittel basiert der Betrieb auf dem Anbau von Rüben und Weizen, Indust- riekartoffeln und der Milchproduktion. So bin ich flexibel. Wenn eine Sparte in einem Jahr nicht so gut funktioniert, gleicht eine andere das wieder aus. Welche Philosophie verfolgen Sie? Ich bin überzeugt von der konventionel- len Arbeit, die ordentlich und mit Rück- sicht auf die Natur geleistet wird. Man muss das Globale betrachten, darf keine Potenziale verschenken. Was bedeutet das in Bezug auf Ihren Hof und Ihre Kühe? Der Weizen ist gedroschen, aus Beeren wurde Gelee, Pflaumen und Äpfel duften jetzt reif. Alles selbstverständlich. Oder nicht? Ein Interview mit Landwirt Rainer Korbmacher Probleme mit dem Kartoffelkäfer. Na- türlich setze ich dann ein Insektizid ein. Aber eines, das keine Bienen gefährdet. Generell achte ich sorgfältig darauf, dass alle von mir eingesetzten chemi- schen Mittel verstoffwechselt sind, ehe sie in die Nahrungskette des Menschen gelangen. Für die Insekten lasse ich Grün- streifen am Waldrand stehen und trage mit den blütenreichen Lupinen und Boh- nen auch dazu bei, dass Hummeln und Bienen auf meinen Feldern genug zu tun haben. Wenn ich ein Kiebitzgelege ent- decke, setze ich es um. Und zum Schutz der Rehkitze schicke ich den Jäger mit seinem Hund ins Feld, ehe ich es mit schweremGerät bearbeite. Wie viele Menschen können Sie satt machen? Wenn man auf dem Trecker sitzt, hat man manchmal Zeit für solche Rechen-
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