Pastorat - Ausgabe Nr.10

12 Pastorat 10.2017 nungen angeordnet, die die Belichtung für zwei ehemalige Kam- mern ermöglichen. Im oberen Teil des Giebels, über den Fenstern, sind sogenannte Okuli zu entdecken, ebenfalls in symmetrischer Anordnung, die zur Belüftung des zu Lagerzwecken genutzten Dachraums dienten. Neben der Anordnung von Wohnkammern, in denen das im Pastorat benötigte Gesinde untergebracht war, wurde der Mittel- teil des Dachgeschosses sicherlich auch zur Vorratshaltung genutzt. Im Volksmund wurden diese Löcher auch oft als Uhlenlöcher be- zeichnet, da in Speicherräumen oft Nistplätze von Eulen anzu- treffen waren.Auch die Fenster im Ziegelmauerwerk sind in sorgfältig gemauerter Weise von Grenadierstürzen in Segment- bogenform überdeckt. Grundsätzlich sind Giebelkonstruktionen erforderlich, um den räumlichen Abschluss der steilen Satteldachkonstruktion zur offenen Seite des Daches zu bewerkstelligen. Schon im Mittelalter sind Staffelungen in einfacher Form gebräuchlich, aus der sich in der Renaissance aufwendige Zierformen mit Schweifungen, Zier- obelisken und Fialen entwickeln. Auch die Eisenanker, die im Giebel als A und 9 zu sehen sind, stellen den Verbund der Mittel- pfetten zur massiven Mauerkonstruktion des Giebels her. Der in der Mitte angebrachte Anker ist dann aber lediglich als zusätzliche Verzierung zu sehen, ebenso der S-förmige Anker unterhalb des Schornsteins. Diese schmiedeeisernen Eisenkonstruktionen waren gegenüber der Fassade durch „Brünierung“ oder Schwärzung farb- lich abgesetzt und stellten so eine zusätzliche Akzentuierung dar. Somit kann man sagen, dass in Bezug auf die Eindeckung der Dach- konstruktion, die Ausführung des Giebels, mit seinem Dachüber- stand über der Dachfläche auch eine konstruktive Notwendigkeit darstellt, da auf der Rückseite die Dachfläche an das Mauerwerk angeschlossen werden konnte. Im vorliegenden Fall des Pastorats- gebäudes wurden hier die geschieferten Strackorte als Übergang zur Pfannendeckung wiederhergestellt. Mit aller Wahrscheinlich- Detail am Giebel an der Poststraße 85. ARCHITEKTUR UND STADTGESCHICHTE

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