Pastorat - Ausgabe Nr.09

15 Pastorat 09.2016 n den 1860er Jahren beginnt das Kapitel der Zu- ckerindustrie in Grevenbroich und Umgebung. Die Kölner Arthur und Julius vom Rath entschei- den sich 1867 zum Bau einer Zuckerfabrik auf dem Gebiet der Gemeinde Elsen. Der fruchtbare Lößboden in der Region lieferte für den Anbau der Zuckerrüben beste Bedingungen. Für die Gilbacher Zuckerfabrik in Weveling- hoven kam die handelsrechtliche Geburtsstunde im Notariat Vincenz von Zuccalmaglios in Gre- venbroich im März 1873. Drei Landwirte und Gutsbesitzer aus Elsen, Noithausen und Barren- stein begründeten die neue „Rübenzucker-Fab- rik“, die schließlich zum 24. April 1874 mit der Nummer 675 in das preußische Handelsregister eingetragen wurde: Der Fürther Wilhelm Lim- pert, der Barrensteiner Reiner Joseph Herriger sowie der Noithausener Hubert Ditges hatten die Zeichen der Zeit erkannt. Die neue Aktienge- sellschaft mit einem Grundkapital von 200.000 I Von Thomas Wolff GESCHICHTE UND GESCHICHTEN Erinnerungen an die Zuckerfabrik Talern, das in zweihundert Aktien aufgeteilt wur- de, sah vor, landwirtschaftliche Betriebe zu kau- fen oder zu pachten und „entweder auf eigene Rechnung Landwirtschaft zu betreiben, oder solche ihren Pächtern oder Unterpächtern zum Betriebe für deren Rechnung zu überlassen.“ Da- rüber hinaus schloss die Gilbacher Zuckerfabrik Verträge mit Landwirten mit einer Mindestlauf- zeit von zwölf Jahren und mit garantierten Ab- nahmepreisen für die Rübenlieferung. Der Initiative von Landwirten wie Ditges, Herriger und Limpert war es zu verdanken, dass die Kultivierung der Rübe - oder „Beta vulga- ris“ - im rheinischen Ackerbau in den 1860er und 1870er Jahren gelang. Zugleich zeigt sich an den Verarbeitungsmengen der Gilbacher Fab- rik der Aufschwung. Dieser umfasste die Kapa- zität von rund 200-300.000 Zentnern Rüben pro Jahr zunächst die Hälfte der Elsener Anlage, steigerte sich das Ergebnis innerhalb des ersten

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