Pastorat - Ausgabe Nr.08
23 Pastorat 08.2016 „Was müsste Luther heute sagen?“ Diese Frage stellt das aktuelle Buch von Dr. Heiner Geißler. Als ehemaliger Bun- desminister für Jugend, Familie und Gesundheit sowie als CDU-Generalsekretär kennen wir ihn als streitbaren Poli- tiker, der sich u.a. für individuelle und soziale Menschen- rechte, für Frauenrechte und für Ausländer in Deutschland stark macht. Er fordert eine sozial-ökologische Marktwirt- schaft und orientiert sich an einem ethisch fundierten, christlichen Menschenbild. Seine Fähigkeiten zur Vermitt- lung waren zuletzt bei den Schlichtungsverhandlungen rund um „Stuttgart 21“ gefragt. Was müsste Luther denn heute sagen? Der mittlerweile 86jährige Heiner Geißler lieferte beim „Dialog Zukunft“ am 5. April in Kaarst klare Antworten. Aus seiner Sicht muss Schluss sein mit der Diskriminierung der Frauen - und mit dem Zölibat. Mehr Ökumene sei zeitgemäß und zwingend notwendig: „Die Einheit der Christen ist die Voraussetzung, dass die Welt sich zum Guten verändert. Das müsste Luther heute sagen“, so Geißler. Statt über leere Gotteshäuser zu klagen, müssten die Kirchen die modernen Medien stärker nutzen und darüber die Menschen erreichen. Er warnte: „Die Welt wird beherrscht von nichtchristli- chen Werten, vor allem in der Wirtschaftspolitik. Wir expor- tieren unsere Waren, dafür kommen Menschen zu uns, weil sie in ihrer Heimat keine Zukunft sehen.“ Die Kirchen müss- ten seiner Meinung nach ein Konzept entwickeln, das eine humane Weltwirtschaft und Friedensordnung ermöglicht, angelehnt an die soziale Marktwirtschaft, aufbauend auf der evangelischen Sozialethik und der katholischen Sozial- lehre. „Warum wehrt ihr euch nicht, so wie ich mich damals gewehrt habe“, würde Luther nach Geißlers Ansicht heute sagen. Die Zeit sei jetzt reif für Veränderungen – auch und gerade im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum Re- formationsjahr 2017. Birgit Wilms In naher Zukunft wird die Pfarrgemeinschaft Niedererft keinen Pfarrer mehr haben und in Wevelinghoven denkt man darüber nach, ökumenische Gottesdienste zu organisieren… „Die Kirchen müssen sich sowieso öffnen, wenn sie weiter bestehen möchten. Sie dürfen sich nicht isolieren. Insofern ist das sicher eine gute Idee.“ In Wevelinghoven steht das Alte Pastorat aus dem 17. Jahrhundert. Wie auch die Kirche wurde es in vergangenen Zeiten bereits simultan genutzt… „Das ist doch eine herausstechende und große Ge- schichte, an die Sie anknüpfen und die Sie als Chance nut- zen können, wenn Sie solche Gebäude haben. “ In unserer Ausgabe 04 forderte Frank Reintgen, Refe- rent für Pastoral- und Gemeindeentwicklung beim Erzbi- schöflichen Generalvikariat Köln, dass wir „Kooperations- partner innerhalb und außerhalb der Kirche“ suchen sollten. Stimmen Sie dem zu? „Das muss man sich im Einzelfall genau anschauen. Wir wollen ja keinen radikalen Gruppen Raum geben - aber natürlich allen anderen Institutionen und Konfessionen, die dazu beitragen, die Botschaft der Christen zu stärken im Sinne einer sozial gerechteren Welt.“ JUBILÄUM GEMEINSAM FEIERN FRAGEN AN DR. HEINER GEISSLER
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