Pastorat - Ausgabe Nr.08
Pastorat 08.2016 SAMMELN UND SELTENES Auch das Prunkstück der Gartenstadt, das ehemalige Rathaus an der Poststraße, ist auf den Sparkassen-Unter- setzern verewigt. 1908 wurde der Grundstein für das Jugend- stil-Gebäude nebst Wohnung für den Verwaltungschef ge- legt. Ein Jahr später trafen Politiker und Bürgermeister im holzvertäfelten Sitzungssaal bereits Entscheidungen. Der hintere Teil des Rathauses wurde 1928 ausgebaut und ne- ben dem Schalter der Stadtkasse bedienten ab sofort Mit- arbeiter der Sparkasse ihre Kunden. 1957 zogen die Bank-An- gestellten in ein neues Gebäude an der Poststraße – auch daran erinnert ein Motiv der beliebten Sammel-Teller. Diese suchen übrigens bis heute ihresgleichen: Denn die Sparkasse Wevelinghoven ließ die „Heimat-Untersetzer“ eigens für den Weltspartag anfertigen. Nicht nur Gartenstädter legten für die handgroßen Tel- ler ihre Münzen und Scheine beiseite. Beliebt waren die Untersetzer vor allem, da sie Motive aus der Heimat schmückten . „Verwahren Sie mir bitte einen Teller!“ und „Welches Motiv gibt es diesmal?“: Kurz vor dem Weltspartag Mitte der 1970er bis Anfang der 1980er Jahre wurden die Schal- ter-Mitarbeiter der Sparkasse Wevelinghoven zur Anlauf- stelle. Gartenstädter sowie Bewohner der umliegenden Dörfer standen regelmäßig am 31. Oktober Schlange vor den Bank-Türen. Der Grund: Für das Ersparte gab es ein Stück Heimat zum Sammeln und Erinnern. Jedes Jahr, so berichten es ehemalige Sparkassen-Mitarbeiter, stieg die Spannung, welches Motiv diesmal die handgroßen Teller mit Zinn-Umrandung schmücken würde. Fest stand: Es wa- ren Ansichten von historischen Gebäuden, die an die Weve- linghovener Stadtgeschichte erinnerten. An Radierungen angelehnt zieren die Untersetzer bis heute die unterschiedlichsten Motive – vom Rittergut „Alte Burg“ bis hin zum Alten Bahnhof Kapellen-Wevelinghoven. Auch das frühere Landratsamt an der jetzigen Poststraße ist zu sehen. In diesem Haus residierte von 1866 bis 1886 der Landrat des Landkreises Grevenbroich, Caspar Joseph von Heinsberg. Ein weiterer Teller erinnert an die Alte Apo- theke an der Oberstraße. Dort soll Kaiserin Augusta Victoria einst zu Gast gewesen sein. Als ihr Gatte Kaiser Wilhelm I. 1884 in Wevelinghoven ein Manöver abhielt, überkam Au- gusta Victoria ein allzu menschliches Bedürfnis: Sie musste dringend zur Toilette. Kurzum benutzte sie das stille Ört- chen in der Alten Apotheke – so besagt es zumindest die Legende. Zinnuntersetzer mit dem Motiv des ehemaligen Landratsamtes an der jetzigen Poststraße 91. 21
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