Pastorat - Ausgabe Nr.07
16 Pastorat 07.2016 nacht. Schmolles.“ (Tb. 24.10.1864). Vermutlich daher gelten diesem Fensterauftrag ausführli- chere und häufigere Tagebucheintragungen, als dies für andere Orte üblich ist, allein über 20 ge- genseitige Besuche vermerkte Baudri. Ende 1864 waren die beiden zuerst in Auf- trag gegebenen seitlichen Chorfenster mit der Darstellung der Maria und des Johannes als As- sistenzfiguren der Kreuzigung fertiggestellt. Un- ter breiten, mit ornamentalem Muster verse- henen Rundbogenbordüren wenden die beiden Standfiguren ihre Köpfe zur Mittelachse des Chores, dorthin, wo möglicherweise ein Kreuz auf der Wand angebracht war. An dieser Stelle musste für das mittlere Chorfenster mit der Dar- stellung der Kreuzigung zunächst eine Fenster- GESCHICHTE UND GESCHICHTEN öffnung gebrochen werden, wie das Kirchenvor- standsprotokoll vom 27.8.1865 festhält. Alle drei Fenster waren Stiftungen, lediglich diese bauliche Veränderung musste aus der Kirchenkasse be- zahlt werden. Die Finanzierung einzelner Fens- ter durch Privatpersonen oder Vereinigungen hat eine lange Tradition. Oft werden die Stifter mit Namen und Stiftungsdatum im Fenster ge- nannt. In den Wevelinghovener Fenstern fehlen solche Hinweise, der Name des für den Ort so wichtigen Geldgebers Kruchen ist auch so allge- genwärtig. Zu den Chorfenstern kamen die ebenfalls noch heute erhaltenen fünf Fächerfenster im Turm und auf der Orgelempore. Ob das Atelier Baudri weitere Fenster für das Langhaus anfer- Bevor sich der am 19. April 1808 in Elberfeld geborene Friedrich Baudri der Glasmalerei zuwandte, lernte er zunächst im väterlichen Betrieb das Handwerk des Dekorateurs. Erst nachdem der ältere Bruder und spätere Weihbischof von Köln, Johannes Baudri, sein Theologiestudium beendet und eine Pfarrerstelle angetreten hat- te, durfte auch der zweite Sohn seiner eigentlichen Neigung folgen, indem er sich 1831 an der Akademie für Bil- dende Künste in München für Portraitmalerei einschrieb. Schon damals führte er Tagebuch und berichtete über seine während und nach dem Studium unternommenen weiten Reisen, die ihn z. B. nach Ungarn und Österreich führten. 1840 kehrte er ins Rheinland zurück und studierte wiederum Portraitmalerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Nachdem sich ihm nach Beendigung des Studiums keine zufriedenstellenden Aufträge boten, folg- te er seinem Bruder nach Köln, wo er sich 1853 mit zwei gleichgesinnten Verfechtern der Neugotik zusammen- tat: dem Domwerkmeister Vinzenz Statz (1819-1898) und dem Maler und Konservator der Sammlung Wallraf Johann Ramboux (1790-1866), umgemeinsamein Atelier für Glasmalerei zu gründen. Bereits zwei Jahre später war das eigene Atelier in der Mohrenstraße 19 fertiggestellt. Neben der erfolgreichen Führung seines Atelier für Glasmalerei wirkte Baudri auf vielfältige Weise am öf- fentlichen Leben mit, so war er 1851-1864 Herausgeber des „Organs für christliche Kunst“, wurde 1854 in den Vorstand des Diözesanmuseums berufen, trat 1856 (bis 1871) dem Kölner Stadtparlament bei und war 1871 Präsident des Katholikentages. Bis zu seinem Tod war er zudem 1871-1874 Mitglied des Preußischen Abgeord- netenhauses.
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