Pastorat - Ausgabe Nr.06
19 Pastorat 06.2015 FREUDE UND UNTERHALTUNG und ich liefen mit strahlenden Gesichtern aus der Küche, hielten stolz unsere Trophäe hoch – eine kleine Dose mit selbstgebackenen Vanille- kipferln – und zeigten sie unseren Eltern und Geschwistern, um sie ein wenig neidisch zu machen. Dieser Duft als unsichtbarer Vorbote der Adventszeit ist für mich bis heute verführerisch geblieben. Und ich habe meine Kinder mit der Leidenschaft für dieses Gebäck angesteckt. Sie sind damit groß geworden und inzwischen ba- cken sie in ihren Familien selbst Vanillekipferl. Aber ab und zu wird behauptet, dass meine Kek- se anders oder besser schmecken. Wahrschein- lich ist es der Geschmack, der an die Kindheit erinnert. Denn die Kipferl sind zur Familien- tradition geworden und gehören selbstverständ- lich zur Advents- und Weihnachtszeit. Ebenfalls traditionell feiern wir alljährlich den Beginn der Vorweihnachtszeit. Am ersten Adventswochen- ende trifft sich die große Familie. Meine Aufga- be ist es, Vanillekipferl zu backen. Zwei große gut gefüllte Dosen müssen es schon sein. Ein- mal habe ich versucht, Kekse unterzumischen, die sich schneller backen lassen. Aber da gab es Protest. „Das sind Fremdkörper“, war die ein- hellige Meinung und ich wusste, dass ich das nicht noch einmal versuchen darf. Meine Kinder und Enkelkinder sind längst erwachsen – oder fast. Nur die kleine Liv hilft beim Backen. Und wenn ich ihre winzigen ge- schickten Finger beobachte, sind die Kindheits- erinnerungen wieder ganz nah.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy NjE5Njc=