Pastorat - Ausgabe Nr.06
12 Pastorat 06.2015 Als Martin Luther 1517 seine berühmten Thesen an die Schloss- kirche zu Wittenberg schlägt, kann er nicht ahnen, welchen Im- puls er damit setzt. Auf eine Spaltung der Kirche ist er gar nicht aus. Doch bahnbrechende Änderungen nehmen ihren Anfang – wohlgemerkt im damaligen Tempo. Es gibt keine Pressefotogra- fen, keine E-Mails, keine Handynachrichten. Luthers Ideen sprechen sich herum und werden allmählich ins Land getragen. Reformation von unten - in Wevelinghoven führen sie Mitte des 16. Jahrhunderts zur Gründung einer protestantischen Gemeinde. „Die Konfessionsgeschichte am Niederrhein ist vielfältiger als anderswo“, weiß Dr. Karlheinz Wiegmann, Museumsdirektor des Museums Schloss Rheydt, das mit der viel beachteten Aus- stellung „Bös teutsch, bös evangelisch“ in diesem Jahr auf sich aufmerksam machte. „Es gab hier zunächst keine wirklich durch- greifenden Landesherren, die diese oder jene Konfession ange- ordnet hätten. Sie waren entweder schwach oder auch bewusst weltoffen und tolerant, sie wollten sich nicht festlegen. Man wusste ja auch nie, wer morgen Freund oder Feind sein konnte…“ Der Titel der Ausstellung ist übrigens ein Zitat. Martin Luther kommentierte so die kirchlichen Reformbestrebungen am Nieder- rhein. „Bös teutsch“ bezieht sich dabei auf die deutsch-nieder- ländische Dialektmischung, „bös evangelisch“ hingegen auf die Art und Weise, wie die Reformen hier vor Ort aus Luthers Sicht in sehr eigenwilliger Interpretation umgesetzt wurden. Neben Martin Luther (1483 - 1546) prägen weitere Theologen mit ihrer jeweiligen Handschrift den Protestantismus. Darunter Philipp Melanchton (1497 - 1560) mit seiner eher vermittelnden Art - oder Johannes Calvin (1509 - 1564), der Buße und Gebet mit aller Strenge einforderte. In den Gemeinden war es dann wiederAuslegungs- und Geschmackssache, welchen Thesen man JUBILÄUM GEMEINSAM FEIERN Dr. Karlheinz Wiegmann, Museumsdirektor des Museums Schloss Rheydt. Vielfältige Konfessionsgeschichte Ein Besuch der Ausstellung am 14. März mit dem Verein Historisches Wevelinghoven war im Programm 2015 ein echter Höhepunkt.
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