Pastorat - Ausgabe Nr.04
23 Pastorat 04.2015 KUNST UND KULTUR Was ist alt? Was ist neu? Wer in diesen Tagen Weveling- hoven besucht und das Areal zwischen der Kirche St. Mar- tinus und dem neuen Seniorenpflegeheim aufmerksam betrachtet, wird sich mehrfach die Augen reiben. So viel hat sich verändert! Groß, prägend, ausdrucksstark wirken die gerade fertiggestellten Gebäude - und zugleich bildet ihre Architektur eine Klammer um das Gestern und das Heute. Es lohnt sich der Blick auf das Detail - beispielswei- se auf den Denkmalstein „Wewelinghöfer“, der nun an der Außenwand der alten Krankenhauskapelle in seinem ver- änderten Kontext neu zur Geltung kommt. Der Stein erinnert an Florenz vonWevelinghoven, einen Bischof und Münzherren des 14. Jahrhunderts. Er ließ damals sogenannte Dickpfennige mit seinem Namen und Konterfei prägen. Im Volksmund waren diese Münzen schnell als „Wewelinghöfer“ bekannt, der Bischof selbst ging – was ihn bis heute sehr sympathisch wirken lässt – als Friedensstifter in die Geschichte ein. Robert Beerscht, Bildhauer und Steinbildhauermeister, kreierte den Denkmalstein 2003 und erinnert sich gerne an den Schaffensprozess. „Ich fand den Umstand spannend, dass dieser Florenz politische Macht gehabt hat. Er war Kirchenmann, aber zugleich auch Bänker. Das Motiv habe ich getreu der noch erkennbaren Prägung auf den erhaltenen Münzen auf den Stein übertragen“, erzählt Beerscht, der sich in seiner Arbeit offen und neugierig häufig mit Themen aller Weltreligionen auseinandersetzt. In seinem Münchrather Atelier sitzt er während des Gespräches auf einer Art hölzernem Thron, umgeben von zahl- reichen Arbeiten aus Holz, Metall, Stein und auf Leinwand, die auf dem Boden stehen und an Wänden lehnen. Bis in den Dachstuhl hinein hängend präsentieren sie sich dem Be- trachter oder warten auf ihre Fertigstellung. Die Bilder, Skulp- turen, Collagen lassen schnell eine Nähe zu Künstler Anatol erkennen. Nach seiner Meisterprüfung vor der Handwerks- kammer Düsseldorf und einigen Jahren Berufserfahrung als freischaffender Steinmetz und Bildhauer war Beerscht von 1997 bis 2000 Anatols Schüler. Es folgten zahlreiche ge- meinsame Arbeitszeiten und Ausstellungen im Rheinland, Ruhrgebiet und darüber hinaus. Robert Beerscht betrachtet den Mensch und die Natur. Ewigkeit und Vergänglichkeit, Ursprünge, Kreisläufe und deren Bedrohung sind seine Themen. Mit seiner Hände Ar- beit trägt er selbst dazu bei, Zerstörtes wiederherzustellen. So findet sich seine Spur in Wevelinghoven nicht nur auf dem Gedenkstein, sondern auch an den gerade von ihm restau- rierten Gesimsen der alten Kapelle. Und einen ganz persön- lich ursprünglichen Bezug zu diesem Ort hat er auch: 1966 ist er in demalten Krankenhaus geboren, an dessen Platz nun das neue Seniorenwohnheim steht. biwi Der Gedenkstein erinnert an das Zahlungsmittel aus dem 14. Jahr- hundert unter Bischof Florenz von Wevelinghoven.
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