Pastorat - Ausgabe Nr.01

15 Pastorat 01.2014 ie Stadt Neuss war seit 1642 von hessischen Truppen besetzt und kaiserliche Soldaten waren in den Dörfern und Städten des Herzogtums Jülich-Berg und des Kurfürstentums Kölns ein- quartiert. Bis zum Anfang der 1650er Jahre ge- hörten hohe finanzielle Kontributionen sowie Fouragelieferungen an die Besatzungstruppen zum belastenden Alltag der Bevölkerung in den beiden rheinischen Territorien, die sich oftmals der Willkür der Soldateska ausgeliefert sah. Das Kapitel des als „Hessenkrieg am Niederrhein“ in Geschichte und Forschung bekannten Ab- schnittes des Dreißigjährigen Krieges endete damit erst rund drei Jahre nach Abschluss des Westfälischen Friedenswerkes. Begonnen hatten die militärischen Auseinandersetzungen am Nie- derrhein erst in der letzten Phase des Dreißig- jährigen Krieges. Die Neutralitätspolitik des Jülicher Landesherren Herzog Wolfgang Wil- helm von Pfalz-Neuburg, die dieser während er 1630er Jahre erfolgreich verfochten hatte, war zu Anfang der 1640er Jahre gescheitert. Truppen der hessischen Landgräfin Amalie Elisabeth, die mit den Franzosen und Schwe- D Geysos Zusage Von Thomas Wolff RELIGION UND GESCHICHTE den verbündet war, zogen an den Niederrhein. Ein militärisches Fiasko drohte den Truppen Kai- ser Ferdinands III. im Westen des Reiches, das auch durch die Unterstützung der Kaiserlichen seitens des Kölner Kurfürsten Ferdinand von Bayern nicht abzuwenden war: Das linksrhei- nische Gebiet zwischen Kleve und Köln wurde Aufmarsch- und Versorgungsgebiet der kaiser- lichen sowie der verbündeten hessischen Ein- heiten. Im Januar 1642 kam es bei Hüls in der Nähe von Kempen schließlich zur entscheidenden Schlacht, in der die kaiserliche Armee des Gra- fen Lamboy dem verbündeten Heer unterlag. Zahlreiche Städte, darunter Grevenbroich und Mönchengladbach, wurden besetzt und geplün- dert und den Verbündeten gelang es tief in den Süden vorzudringen. Erst ein Gegenangriff der Kaiserlichen unter General Hatzfeld stabilisierte im August die Frontlinie an der Erft. Es entwi- ckelte sich ein Stellungskrieg entlang der Flüsse Erft und Niers, in dessen Verlauf es lediglich zu kleineren Truppenbewegungen und Überfällen auf die Versorgungswege des Gegners kam. Die

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